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Ana­ly­se un­be­kann­ter Mi­kro­ben wird ein­fa­cher

06.03.2020

Marine Mikroben mögen es, verstecken zu spielen. So tauchen manche Bakterien immer wieder in Proben auf, wollen aber im Labor einfach nicht wachsen. Gleichzeitig sind es in den Umweltproben jeweils zu wenige, um ihre Identität über eine Gen-Analyse zu enthüllen. Forschende des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie haben nun einen Weg gefunden, ihnen trotzdem auf die Spur zu kommen.

Die Proben für die nun vorliegende Veröffentlichung stammen aus der Nordsee vor Helgoland. (© Wikimedia Commons/ A. Savin)
Die Proben für die nun vorliegende Veröffentlichung stammen aus der Nordsee vor Helgoland. (© Wikimedia Commons/ A. Savin)

Den Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern aus Bre­men ist es mit ei­ner Kom­bi­na­ti­on aus meh­re­ren Me­tho­den ge­lun­gen, Ei­gen­schaf­ten von we­ni­ger häu­fi­gen Or­ga­nis­men ei­ner mi­kro­bi­el­len Ge­mein­schaft im Meer über das Me­ta­ge­nom sicht­bar zu ma­chen. Das Me­ta­ge­nom sind alle Gene ei­ner mi­kro­bi­el­len Le­bens­ge­mein­schaft zu­sam­men­ge­nom­men. In die­ser Men­ge an Gen-In­for­ma­tio­nen wur­de die DNA der ra­ren Winz­lin­ge er­folg­reich er­kannt und im An­schluss ana­ly­siert. Das ist re­le­vant, denn: In vie­len Le­bens­ge­mein­schaf­ten sind ein oder zwei Spe­zi­es do­mi­nie­rend und kom­men sehr oft vor. Da­ne­ben ge­hö­ren zahl­rei­che wei­te­re Or­ga­nis­men zur Ge­mein­schaft, die für die Le­bens­ge­mein­schaft zwar auch be­deut­sam, aber we­ni­ger zahl­reich sind. Ihre Rol­le zu iden­ti­fi­zie­ren war bis­her schwie­rig.

Im kon­kre­ten Fall ging es um Bak­te­ri­en, die nach Al­gen­blü­ten vor Hel­go­land in der Nord­see zu fin­den sind. „Wir stie­ßen in un­se­ren Pro­ben im­mer wie­der auf eine un­be­kann­te Spe­zi­es und woll­ten mehr über ihre Ei­gen­schaf­ten und ihre Rol­le in der Um­welt ler­nen“, sagt Anis­sa Grieb vom MPIMM, Er­st­au­to­rin der Stu­die. Doch da sich die­se Bak­te­ri­en we­der im La­bor kul­ti­vie­ren lie­ßen, noch mit her­kömm­li­chen Me­tho­den über das Me­ta­ge­nom zu fin­den wa­ren, such­te das Team mit Anis­sa Grieb nach an­de­ren Lö­sun­gen.

Wir kombinieren mehrere Methoden zur spezifischen Anreicherung von Bakterien: (1) Wir färben mit FISH eine bestimmte Bakterienart aus unserer Helgoland-Wasserprobe an. (2) Anhand dieses Signals werden nur hybridisierte (=leuchtende) Zellen mit dem Durchflusszytometer aussortiert. (3) Die DNA dieser Anreicherung wird dann sequenziert und weiter analysiert. (© Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie/ A. Grieb)
Wir kombinieren mehrere Methoden zur spezifischen Anreicherung von Bakterien: (1) Wir färben mit FISH eine bestimmte Bakterienart aus unserer Helgoland-Wasserprobe an. (2) Anhand dieses Signals werden nur hybridisierte (=leuchtende) Zellen mit dem Durchflusszytometer aussortiert. (3) Die DNA dieser Anreicherung wird dann sequenziert und weiter analysiert. (© Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie/ A. Grieb)

Die Gu­ten ins Töpf­chen

Die Idee: „Da wir in un­se­rer For­schungs­grup­pe über ein Durch­fluss­zy­to­m­e­ter mit Zell­sor­tie­rer ver­fü­gen, kam uns der Ge­dan­ke, die Zel­len der uns in­ter­es­sie­ren­den Spe­zi­es vor dem Se­quen­zie­ren der DNA aus­zu­sor­tie­ren“, sagt Grieb. So wird die Di­ver­si­tät ge­rin­ger und die ei­gent­lich nicht so häu­fi­ge Spe­zi­es kann sich nicht mehr so gut ver­ste­cken. Die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler mar­kier­ten also mit der FISH-Me­tho­de DNA-Ab­schnit­te der Mi­kro­ben mit fluo­res­zie­ren­den Farb­stof­fen. So kön­nen sie die Bak­te­ri­en er­ken­nen und aus­sor­tie­ren. „Al­ler­dings gab es da­bei zwei Her­aus­for­de­run­gen: Ers­tens muss das Farb­si­gnal sehr stark sein, da­mit wir die Zel­len wäh­rend des Sor­tie­rens gut fin­den kön­nen“, sagt Grieb. „Zwei­tens darf aber die DNA durch den Farb­stoff nicht be­ein­träch­tigt wer­den, da sie für eine qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge Ge­nom-Ana­ly­se im An­schluss mög­lichst in­takt sein muss.“   

Ge­mein­sam mit For­schen­den des Joint Ge­no­me In­sti­tu­te tes­te­te das Team um Anis­sa Grieb, wie die­ser Ba­lan­ce­akt ge­lin­gen kann. Er­folg hat­ten sie am Ende mit ei­ner kürz­lich ent­wi­ckel­ten Va­ri­an­te der FISH-Me­tho­de, und zwar mit der Hy­bri­di­sie­rungs-Ket­ten­re­ak­ti­on (HCR-FISH), die sie durch An­pas­sung ver­schie­de­ner Pa­ra­me­ter wie der Tem­pe­ra­tur für ihre Zwe­cke op­ti­mier­ten. Zu­nächst ha­ben sie die­se Vor­ge­hens­wei­se mit Rein­kul­tu­ren im La­bor op­ti­miert und an­schlie­ßend er­folg­reich mit den Um­welt­pro­ben ge­tes­tet, die vor Hel­go­land ge­nom­men wur­den.

Mi­kro­ben wer­den sicht­bar

„Wir ha­ben im Er­geb­nis nun die Mög­lich­keit, das Ge­nom we­ni­ger häu­fi­ger Mi­kro­or­ga­nis­men zu iso­lie­ren und dann mit den Stan­dard-Me­tho­den der Gen-Ana­ly­se zu un­ter­su­chen“, sagt Bern­hard Fuchs, Lei­ter der For­schungs­grup­pe Durch­fluss­zy­to­me­trie am Max-Planck-In­sti­tut für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie. „Da­durch kön­nen wir die Stoff­wech­sel­ei­gen­schaf­ten von Bak­te­ri­en ana­ly­sie­ren, die bis­lang kaum sicht­bar wa­ren.“ So ge­lang es den For­schen­den, die Iden­ti­tät ei­ner we­ni­ger häu­fi­gen Gat­tung, de­ren DNA im­mer wie­der in den Was­ser­pro­ben aus der Nord­see vor Hel­go­land auf­tauch­ten, zu klä­ren. Oder an­ders ge­sagt: Das Ver­steck­spiel ist vor­bei.    

Anissa Grieb am Durchflusszytometer (© Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie/ K. Matthes)
Anissa Grieb am Durchflusszytometer (© Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie/ K. Matthes)

Ori­gi­nal­ver­öf­fent­li­chung

Anis­sa Grieb, Ro­bert M. Bo­wers, Mo­ni­ke Og­ge­rin, Da­ni­el­le Gou­deau, Ja­ney Lee, Rex R. Malm­strom, Tan­ja Woy­ke and Bern­hard M. Fuchs: A pipeline for targeted metagenomics of environmental bacteria. Mi­cro­bio­me 8, Fe­bru­ary 2020.

DOI: 10.1186/s40168-020-0790-7   

Behind the paper: Finding the needle in the haystack via targeted genomics.

Be­tei­lig­te In­sti­tu­tio­nen

  • Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen, Deutschland
  • DOE Joint Genome Institute, Lawrence Berkeley National Laboratory, Berkeley, USA

Rück­fra­gen bit­te an:

Gruppenleiter 

Forschungsgruppe Durchflusszytometrie

PD Dr. Bernhard Fuchs

MPI für Marine Mikrobiologie
Celsiusstr. 1
D-28359 Bremen

Raum: 

2222

Telefon: 

+49 421 2028-9350

PD Dr. Bernhard Fuchs
 
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