Seitenpfad:

Der Bo­den als Bio­re­ak­tor

05.08.2019
Stu­die un­ter Ol­den­bur­ger Be­tei­li­gung deckt auf, wie sich or­ga­ni­sche Ver­bin­dun­gen im Bo­den­was­ser ver­än­dern

Wenn Pflanzenreste verrotten, geben sie eine Reihe von organischen Molekülen ab, die sich im Bodenwasser auflösen und mit der Feuchtigkeit ins Erdreich gelangen. In diesen Molekülen ist global mehr Kohlenstoff gespeichert als in allen Wäldern der Erde zusammen.

Bis­her ist je­doch nicht be­kannt, war­um so viel Koh­len­stoff in Bö­den ge­spei­chert wird und wie sich die­ser rie­si­ge Spei­cher im Zuge des Kli­ma­wan­dels ver­hal­ten wird. Nun hat ein Wis­sen­schaft­ler­team un­ter Be­tei­li­gung von Prof. Dr. Thors­ten Ditt­mar vom In­sti­tut für Che­mie und Bio­lo­gie des Mee­res (ICBM) der Uni­ver­si­tät Ol­den­burg das Schick­sal die­ser Ver­bin­dun­gen auf­ge­klärt. Die For­sche­rin­nen und For­scher um Dr. Mar­kus Lan­ge vom Max-Planck-In­sti­tut für Bio­geo­che­mie in Jena be­rich­ten in der Zeit­schrift Na­tu­re Geo­sci­ence, dass die ge­lös­ten Mo­le­kü­le nicht, wie lan­ge an­ge­nom­men, un­ver­än­dert im Bo­den blei­ben. Wäh­rend die Sub­stan­zen mit dem Was­ser durch den Bo­den si­ckern, wer­den sie viel­mehr von Mi­kro­ben ab- und um­ge­baut. Da­bei ent­ste­hen auch neue, grö­ße­re Mo­le­kü­le.

Für ihre Stu­die un­ter­such­ten die Wis­sen­schaft­ler das Bo­den­was­ser mit­tels ul­tra-hoch­auf­lö­sen­der Mas­sen­spek­tro­me­trie. Die Un­ter­su­chun­gen fan­den in Ol­den­burg in der Brü­cken­grup­pe für Ma­ri­ne Geo­che­mie des ICBM und des Max-Planck-In­sti­tuts für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie in Bre­men statt. Die von Ditt­mar ge­lei­te­te Grup­pe ver­fügt über ei­nes der leis­tungs­fä­higs­ten Mas­sen­spek­tro­me­ter der Welt. Es ist in der Lage, die Mas­se ein­zel­ner Mo­le­kü­le in kom­ple­xen Mi­schun­gen au­ßer­ge­wöhn­lich ge­nau zu mes­sen.

„Mit die­ser hoch­sen­si­blen Tech­nik kön­nen wir erst­mals bis zu zehn­tau­send ver­schie­de­ne Mo­le­kü­le in ei­ner Was­ser­pro­be er­fas­sen; zu­sätz­lich kön­nen wir be­stim­men, aus wel­chen Ato­men die ver­schie­de­nen Mo­le­kü­le be­ste­hen“, er­klärt Dr. Va­nes­sa-Nina Roth, ehe­ma­li­ge Wis­sen­schaft­le­rin am Max-Planck-In­sti­tut für Bio­geo­che­mie und Er­st­au­to­rin der Stu­die.

Bis­her kam das Ol­den­bur­ger Ge­rät haupt­säch­lich in der Mee­res­for­schung zum Ein­satz. Ditt­mar und sein Team er­for­schen da­mit ge­lös­tes or­ga­ni­sches Ma­te­ri­al im Meer­was­ser, das ähn­lich wie das jetzt un­ter­such­te Stoff­ge­misch im Bo­den­was­ser als schwer ab­bau­bar gilt. „Das Meer und die Bö­den ge­hö­ren zu den größ­ten Koh­len­stoffspei­chern an der Ober­flä­che un­se­res Pla­ne­ten. Da­mit spie­len sie eine ent­schei­den­de Rol­le für un­ser Kli­ma, weil sie das Treib­haus­gas Koh­len­di­oxid in gro­ßen Men­gen auf­neh­men und ab­ge­ben kön­nen“, er­läu­tert Ditt­mar. Es sei eine span­nen­de Her­aus­for­de­rung ge­we­sen, für die Stu­die die Bö­den an Land mit dem Blick ei­nes Mee­res­for­schers zu un­ter­su­chen. „Da­bei hat sich her­aus­ge­stellt, dass die mo­le­ku­la­ren Ab­läu­fe in Bö­den und im Meer gar nicht so un­ter­schied­lich sind“, be­rich­tet der For­scher.

Das Bo­den­was­ser ver­bin­det die Bio­sphä­re auf der Land­ober­flä­che mit Bo­den und Grund­was­ser. Wie das For­scher­team schreibt, gibt die Zu­sam­men­set­zung der or­ga­ni­schen Mo­le­kü­le nicht nur Auf­schluss über bio­lo­gi­sche und che­mi­sche Vor­gän­ge im Bo­den. Viel­mehr könn­te es die Me­tho­de auch er­lau­ben, Um­welt­ver­än­de­run­gen oder Vor­gän­ge in Öko­sys­te­men bes­ser zu ver­ste­hen.

Prof. Dr. Thorsten Dittmar (© Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen)
Prof. Dr. Thorsten Dittmar (© Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen)

Ori­gi­nal­ar­ti­kel

Va­nes­sa-Nina Roth, Mar­kus Lan­ge, Cars­ten Si­mon, Nor­bert Hert­korn, Se­bas­ti­an Bu­cher, Ti­mo­thy Goo­dall, Ro­bert I. Grif­fiths, Per­la G. Mel­la­do-Váz­quez, Lies­je Mom­mer, Na­ta­lie J. Oram, Alex­an­dra Wei­gelt, Thors­ten Ditt­mar, Gerd Gleix­ner: „Per­sis­tence of dis­sol­ved or­ga­nic mat­ter ex­plai­ned by mole­cu­lar chan­ges du­ring its pas­sa­ge through soil“, Nature Geoscience 

Rück­fra­gen bit­te an:

Gruppenleiter

ICBM-MPI Brückengruppe für Marine Geochemie

Prof. Dr. Thorsten Dittmar

MPI für Marine Mikrobiologie
Celsiusstr. 1
D-28359 Bremen

Telefon: 

+49 441 798-3602

Fax:

+49 441 798-3358

Back to Top