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Hy­per­Di­ver: Mo­ni­to­ring der Ko­ral­len­rif­fe

22.08.2017
Bre­mer Wis­sen­schaft­ler grün­den mit­hil­fe des EXIST-Pro­gramms neue Fir­ma
Bre­men

Der Kli­ma­wan­del be­droht die Ko­ral­len­rif­fe. Doch wie sich die­se Be­dro­hung kon­kret auf die Rif­fe aus­wirkt, ist bis­lang nur mit er­heb­li­chem per­so­nel­len und tech­ni­schem Auf­wand zu kar­tie­ren und zu be­wer­ten. Ein Team von Mee­res­for­schern aus dem Bre­mer Max-Planck-In­sti­tut für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie plant mit Hy­per­Sur­vey eine ei­ge­ne Fir­ma zu grün­den, die ganz neue Wege ge­hen wird. Un­ter­stüt­zung kommt da­bei von dem EXIST-Grün­ders­ti­pen­di­um, ei­ner In­itia­ti­ve des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Wirt­schaft und Tech­no­lo­gie (BMWi).

 

Der HyperDiver kam in der südlichen Karibik, den Marianen im Pazifik und in Papua Neu-Guinea erfolgreich zum Einsatz. Mit dem HyperDiver-System kann ein Taucher bis zu 40 Quadratmeter Riff jede Minute erfassen. Die Auflösung ist besser als im Zentimeterbereich. Das ist erheblich genauer und schneller als die herkömmlichen Methoden, bei denen ausgebildete Taucher einem Maßband entlang einer festgelegten Strecke folgen und die Strukturen erfassen. Quelle: Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie

Wie funktioniert das HyperDiver System?

Wie bei den be­kann­ten Sa­tel­li­ten­sys­te­men zur Um­welt­über­wa­chung ba­siert das neue Hy­per­Di­ver-Sys­tem auf ei­nem op­ti­schen Sen­sor, der eine Viel­zahl von Wel­len­län­gen gleich­zei­tig über­wa­chen kann. Ziel ist es, Um­welt­pa­ra­me­ter in gro­ßem Aus­maß zu mes­sen. Be­dient wer­den kann das kom­pak­te Sys­tem von ei­nem ein­zel­nen Tau­cher, der in­ner­halb kur­zer Zeit gro­ße Be­rei­che ei­nes Un­ter­su­chungs­ge­biets kar­tie­ren kann.

Schon lan­ge kann man mit sa­tel­li­ten­ge­stütz­ten Sys­te­men den Zu­stand von Re­gen­wäl­dern ver­fol­gen. Das Prin­zip be­ruht auf den op­ti­schen Ei­gen­schaf­ten der Pflan­zen­farb­stof­fe und hat sich seit Jahr­zehn­ten be­währt. Tote Bäu­me zei­gen ein an­de­res Licht­spek­trum als le­ben­de. Die­ses Prin­zip ha­ben die Bre­mer For­scher auf das Ko­ral­len­riff über­tra­gen. Ihr neu­er An­satz be­ruh­te auf der An­nah­me, dass der Zu­stand der Ko­ral­len sich an­hand ih­rer Farb­spek­tren be­stim­men lie­ße. Eine Bil­der­ken­nungs­soft­ware soll­te dann zu­sätz­lich an­hand der äu­ße­ren Form die Ko­ral­len­ar­ten per Soft­ware au­to­ma­tisch zu­ord­nen und be­stim­men.

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Das ers­te Hy­per­Di­ver Sys­tem wur­de von Dr. Ar­jun Chen­nu mit Paul Fär­ber vom Bre­mer Max-Planck-In­sti­tut ent­wi­ckelt und war ein vol­ler Er­folg. Die klei­ne Platt­form ist mit ver­schie­de­nen Ka­me­ras und Auf­triebs­kör­pern so aus­ta­riert, dass sie im Was­ser schwebt und so leicht be­weg­lich ist. Um ein Ko­ral­len­riff zu kar­tie­ren, muss der Tau­cher nur das Un­ter­su­chungs­ge­biet in Mä­an­dern ab­fah­ren.

„Man schafft da­mit un­ge­fähr 40 m2 Riff in je­der Mi­nu­te. Un­ser Ge­rät ist mo­men­tan op­ti­miert für den Ein­satz von Ko­ral­len­rif­fen, doch wir pla­nen wei­te­re Ein­satz­ge­bie­te wie Seen und die fla­chen Küs­ten­be­rei­che der Ozea­ne,“ sagt Dr. Ar­jun Chen­nu.

Doch das Hy­per­Di­ver Sys­tem lie­fert zu­nächst nur Roh­da­ten. Der Mee­res­bio­lo­ge Dr. Joost den Haan vom Hy­per­Di­ver –Team er­läu­tert das Ana­ly­se­ver­fah­ren: „Das grund­le­gen­de Prin­zip ist ein Selbst­ler­nen­der Al­go­rith­mus, der von uns an­ge­lernt wur­de. Wir als Bio­lo­gen ken­nen die ver­schie­de­nen Le­bens­for­men wie Hart- und Weich­ko­ral­len, Schwäm­me, Al­gen, See­ster­ne, See­gur­ken und Ane­mo­nen. Un­ser Wis­sen ha­ben wir dem Com­pu­ter­sys­tem bei­ge­bracht. Der kla­re Vor­teil die­ses au­to­ma­ti­sier­ten An­sat­zes ist, dass man für die ei­gent­li­che Da­ten­er­fas­sung nur eine Per­son braucht, die taucht und das Ge­rät be­dient. Jede Per­son, die tau­chen kann, kann mit dem Ge­rät ohne gro­ßen Auf­wand Mo­ni­to­ring ma­chen. Und wir wol­len das Ge­rät auch an For­schungs­schif­fen und fern­ge­steu­er­ten Tauch­ro­bo­tern mon­tie­ren. Un­ser gro­ßer Vor­teil ist, dass die Da­ten­ein­ga­be au­to­ma­tisch ge­schieht. Die Ana­ly­se ge­schieht spä­ter an Land und das Sys­tem er­zeugt au­to­ma­tisch Kar­ten und Be­rich­te“

Die Fir­ma Hy­per­sur­vey, das sind Dr. Joost den Haan, Mee­res­bio­lo­ge und Ge­schäfts­füh­rer, Raja Kan­du­ku­ri als Hard­ware­spe­zia­list und Guy Ri­got als Soft­ware­spe­zia­list, hat eine ei­ge­ne Web­sei­te www.hypersurvey.com, auf der die we­sent­li­chen In­for­ma­tio­nen für zu­künf­ti­ge Ge­schäfts­part­ner zu fin­den ist.

„Das neue Hy­per­Di­ver Sys­tem ist er­heb­lich kos­ten­güns­ti­ger und schnel­ler als her­kömm­li­che Mo­ni­to­ring­ver­fah­ren, bei de­nen ein­zel­ne Mee­res­bio­lo­gen die Rif­fe ent­lang ei­nes Maß­ban­des be­gut­ach­ten. Wir bie­ten Uni­ver­si­tä­ten, For­schungs­in­sti­tu­ten und Be­hör­den aber auch der Pri­vat­wirt­schaft und Um­welt­or­ga­ni­sa­tio­nen ein ef­fek­ti­ves Werk­zeug für ihre Ar­beit an,“ sagt Dr. Joost den Haan.

Unterstützung und erste Finanzierung

Als Men­to­ren be­glei­ten das Pro­jekt Dr. Dirk de Beer und Dr. Ar­jun Chen­nu vom Max-Planck-In­sti­tut für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie. Das Hy­per­Di­ver-Kon­zept fand auch so­fort Zu­spruch bei den Ver­ant­wort­li­chen für das EXIST-Pro­gramm, ei­ner In­itia­ti­ve des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Wirt­schaft und Tech­no­lo­gie (BMWi), das jetzt ein Sti­pen­di­um zur Ver­fü­gung stellt. Wei­te­re tat­kräf­ti­ge Un­ter­stüt­zung und or­ga­ni­sa­to­ri­sche Hil­fe er­hält das Pro­jekt vom MPIMM. Das Max-Planck-In­sti­tut für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie, an dem Dr. Ar­jun Chen­nu und der Elek­tro­in­ge­nieur Paul Fär­ber den ers­ten Hy­per­Di­ver ent­wi­ckel­ten, bie­tet den For­schern La­bor- und Bü­ro­plät­ze für die nächs­ten 10 Mo­na­te. Wei­te­re Hil­fe kommt vom Bre­mer Hoch­schul­in­itia­ti­ve zur För­de­rung von Un­ter­neh­me­ri­schem Den­ken, Grün­dung und En­tre­pre­neurship BRIDGE.


Rückfragen an

 

Pressereferentin

Dr. Fanni Aspetsberger

MPI für Marine Mikrobiologie
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Dr. Fanni Aspetsberger
 
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