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Wo Küs­ten­auf­trieb und Sa­ha­rastaub das Le­ben im Meer för­dern

21.02.2025
Ex­pe­di­ti­on „No­wUP“ un­ter­sucht Oze­an-At­mo­sphä­re-Dy­na­mik vor Nord­west­afri­ka

Am Wochenende ist die Expedition M208 unter Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel gestartet. Mit an Bord sind auch Forschende des Bremer Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie. Die Fahrt mit dem Forschungsschiff METEOR untersucht die physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse im küstennahen Auftriebsgebiet vor Nordwestafrika. Ziel ist es, das Zusammenspiel von Ozean, Atmosphäre und marinen Ökosystemen besser zu verstehen.

Küs­ten­auf­triebs­ge­bie­te an den öst­li­chen Rän­dern des At­lan­tiks und Pa­zi­fiks ge­hö­ren zu den bio­lo­gisch pro­duk­tivs­ten Re­gio­nen des Oze­ans und ha­ben eine hohe öko­lo­gi­sche und so­zio­öko­no­mi­sche Be­deu­tung. Sie be­ein­flus­sen das glo­ba­le Kli­ma er­heb­lich, re­agie­ren je­doch emp­find­lich auf mensch­li­che Ein­flüs­se wie Ozea­ner­wär­mung, Oze­an­ver­saue­rung und Sau­er­stoff­man­gel.

Um die­se kom­ple­xen Pro­zes­se bes­ser zu ver­ste­hen, braucht es eine tief­grei­fen­de wis­sen­schaft­li­che Be­schrei­bung von Küs­ten­auf­triebs­sys­te­men. Die jetzt un­ter der Lei­tung des GEO­MAR Helm­holtz-Zen­trums für Oze­an­for­schung Kiel ge­star­te­te ME­TE­OR-Ex­pe­di­ti­on M208 „No­wUP“ wird dazu ei­nen wich­ti­gen Bei­trag leis­ten. Ex­pe­di­ti­on M208 hat das Ziel, die Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Auf­trieb, Stau­bein­trag, Phy­to­plank­ton Wachs­tum und Koh­len­stoff­ex­port bes­ser zu ver­ste­hen und da­mit prä­zi­se­re Vor­her­sa­gen über die Aus­wir­kun­gen von Kli­ma­ver­än­de­run­gen auf Küs­ten­auf­triebs­sys­te­me zu er­mög­li­chen.

METEOR
Das Forschungsschiff METEOR läuft aus dem Hafen von Mindelo, Kap Verden, aus. (Foto: Peter Brandt, GEOMAR)

Wieb­ke Mohr, Ju­lia­ne Schötz und Rie­ke Ko­op­mann von der Ab­tei­lung Bio­geo­che­mie des Max-Planck-In­sti­tuts für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie neh­men an die­ser Aus­fahrt teil. Sie un­ter­su­chen dort die Fi­xie­rung von Koh­len­di­oxid durch Phy­to­plank­ton. Auch der Ein­fluss von Nähr­stof­fen auf die Ak­ti­vi­tät von Mi­kro­or­ga­nis­men, die maß­geb­lich am Stick­stoff- und Me­thankreis­lauf be­tei­ligt sind, steht im Fo­kus der Bre­mer For­sche­rin­nen. Ei­nes ih­rer Zie­le ist es, die ver­ant­wort­li­chen Mi­kro­or­ga­nis­men zu iden­ti­fi­zie­ren und de­ren in­di­vi­du­el­len Bei­trag zu bio­geo­che­mi­schen Pro­zes­sen zu be­stim­men.

Phy­si­ka­li­scher An­trieb bio­lo­gi­scher Pro­duk­ti­vi­tät

Die hohe Pro­duk­ti­vi­tät im Auf­triebs­ge­biet vor Nord­west­afri­ka wird durch den süd­li­chen Wind ent­lang der Küs­te an­ge­trie­ben. Die­ser Wind ver­ur­sacht ei­nen ab­lan­di­gen Trans­port ober­flä­chen­na­hen Was­sers, das durch tie­fe­res, nähr­stoff­rei­ches Was­ser er­setzt wird. Al­ler­dings kön­nen auch an­de­re phy­si­ka­li­sche Pro­zes­se eine eben­so wich­ti­ge Rol­le spie­len. Dazu ge­hö­ren bei­spiels­wei­se Rand­wel­len, die am Äqua­tor oder an den Küs­ten des Golfs von Gui­nea er­zeugt wer­den und zu ei­nem Auf­stieg nähr­stoff­rei­chen Was­sers vor Nord­west­afri­ka füh­ren, so­wie die Ver­mi­schung auf dem Schelf, die lo­kal durch in­ter­ne Ge­zei­ten her­vor­ge­ru­fen wird. Mit ei­ner Kom­bi­na­ti­on ver­schie­de­ner Mess­in­stru­men­te, die kon­ti­nu­ier­lich wäh­rend der Fahrt oder auf Sta­tio­nen ein­ge­setzt wer­den, so­wie durch den Ein­satz au­to­no­mer Glei­ter und Ver­an­ke­run­gen, wird wäh­rend No­wUP die kom­ple­xe Dy­na­mik im Auf­triebs­ge­biet ge­nau­er er­fasst, um Rück­schlüs­se auf mög­li­che zu­künf­ti­ge Ver­än­de­run­gen zu zie­hen.

Wech­sel­wir­kung zwi­schen Oze­an und At­mo­sphä­re

Die At­mo­sphä­re be­ein­flusst die bio­lo­gi­sche Pro­duk­ti­vi­tät des Mee­res durch den Ein­trag ge­wal­ti­ger Men­gen von Sa­ha­rastaub, der es­sen­zi­el­le Nähr­stof­fe wie Phos­phat und Ei­sen lie­fert. Die­se för­dern das Wachs­tum von Phy­to­plank­ton, das als Ba­sis des ma­ri­nen Nah­rungs­net­zes dient und eine wich­ti­ge Rol­le als Sau­er­stoff­pro­du­zent und Koh­len­di­oxid-Sen­ke spielt. Wie ge­nau die win­zi­gen Staub­par­ti­kel die bio­lo­gi­schen und che­mi­schen Pro­zes­se im Was­ser be­ein­flus­sen, ist eine der zen­tra­len Fra­gen der ME­TE­OR-Ex­pe­di­ti­on M208. Da­bei wird auch un­ter­sucht, un­ter wel­chen me­teo­ro­lo­gi­schen Be­din­gun­gen Stau­baus­brü­che auf­tre­ten. „Fe­bru­ar und März sind eine güns­ti­ge Zeit für un­se­re Aus­fahrt“, sagt Fahrt­lei­ter Dr. Pe­ter Brandt, Pro­fes­sor für Phy­si­ka­li­sche Ozea­no­gra­phie am GEO­MAR. „In die­ser Zeit ist durch ver­stärk­te Win­de die bio­lo­gi­sche Pro­duk­ti­vi­tät ma­xi­mal und gleich­zei­tig tre­ten Sa­ha­rastaub­stür­me auf.“

Nähr­stof­fe aus Wüs­ten­staub trei­ben die „bio­lo­gi­sche Pum­pe“ an

Die „bio­lo­gi­sche Pum­pe“ ist ent­schei­dend für den glo­ba­len Koh­len­stoff­kreis­lauf. Der Be­griff „bio­lo­gi­sche Pum­pe“ be­schreibt die Auf­nah­me von Koh­len­di­oxid aus der At­mo­sphä­re durch mi­kro­sko­pi­sche Al­gen (Phy­to­plank­ton) zum Auf­bau ih­rer Bio­mas­se und dem an­schlie­ßen­den Ex­port des ge­bun­de­nen Koh­len­stof­fes in grö­ße­re Was­ser­tie­fen. Hier ist die­ser Koh­len­stoff dann für hun­der­te von Jah­re ge­spei­chert und dem Kli­ma­ge­sche­hen ent­zo­gen. Der Auf­bau der Phy­to­plank­ton-Bio­mas­se wird durch Nähr­stof­fe wie Stick­stoff und Phos­phor, die vor West­afri­ka durch Auf­trieb an die Ober­flä­che ge­lan­gen, und eben auch Spu­ren­ele­men­te aus Sa­ha­rastaub un­ter­stützt. Der Ex­port die­ser Bio­mas­se ge­schieht auf ver­schie­de­ne Wei­sen. Zum Bei­spiel fres­sen klei­ne, im Meer drif­ten­de Tie­re (Zoo­plank­ton) das Phy­to­plank­ton und schei­den Kot­bal­len aus, die im Oze­an ab­sin­ken. Ab­ster­ben­des Phy­to­plank­ton kann auch zu Ag­gre­ga­ten zu­sam­men­bal­len und als so­ge­nann­ter Ma­ri­ner Schnee ab­sin­ken. Zu­dem tra­gen täg­li­che ver­ti­ka­le Mi­gra­tio­nen von Zoo­plank­ton von der Ober­flä­che bis in ca. 200 bis 600 Me­ter Tie­fe zur zu­sätz­li­chen Koh­len­stoff­ver­la­ge­rung bei.

Ver­fol­gen Sie die Ex­pe­di­ti­on in Echt­zeit

Wer die Mes­sun­gen der Ex­pe­di­ti­on ver­fol­gen möch­te, kann hier ak­tu­ell ge­mes­se­ne For­schungs­da­ten wie zum Bei­spiel Oze­an­ge­schwin­dig­kei­ten ein­se­hen.

Ex­pe­di­ti­on auf ei­nen Blick:  

Name: ME­TE­OR-Ex­pe­di­ti­on M208 „No­wUP“
Fahrtleitung: Prof. Dr. Pe­ter Brandt
Zeitraum: 14.02.2025 – 17.03.2025
Start und Ende: Min­de­lo, Kap Ver­de  
Fahrtgebiet: Nord­west­at­lan­tik

Rück­fra­gen bit­te an:

Wissenschaftlerin
Scientist

Forschungsgruppe Biogeochemie

Dr. Wiebke Mohr

MPI für Marine Mikrobiologie
Celsiusstr. 1
D-28359 Bremen

Raum: 

3135

Telefon: 

+49 421 2028-6300

Dr. Wiebke Mohr

Pressereferentin

Dr. Fanni Aspetsberger

MPI für Marine Mikrobiologie
Celsiusstr. 1
D-28359 Bremen

Raum: 

1345

Telefon: 

+49 421 2028-9470

Dr. Fanni Aspetsberger
 
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