Seitenpfad:

04.12.2008 Leib­niz-Preis für Bre­mer For­sche­rin

Höchs­ter deut­scher For­scher­preis geht an Bre­mer Mee­res­wis­sen­schaft­le­rin
Preis­geld von 2,5 Mil­lio­nen Euro für die öko­lo­gi­sche Grund­la­gen­for­schung
 
Höchster deutscher Forscherpreis geht an Bremer Meereswissenschaftlerin
Preisgeld von 2,5 Millionen Euro für die ökologische Grundlagenforschung

Die Über­ra­schung war nicht nur bei der frisch­ge­ba­cke­nen Preis­trä­ge­rin ge­lun­gen. Die Wis­sen­schaft­le­rin Prof. Dr. Ant­je Boe­ti­us hat jetzt den höchs­ten deut­schen For­schungs­preis, den Gott­fried Wil­helm Leib­niz Preis für ihre ex­zel­len­te For­schung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft ver­lie­hen be­kom­men. Die jun­ge Mee­res­for­sche­rin ist seit meh­re­ren Jah­ren Ar­beits­grup­pen­lei­te­rin am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bre­men und mit Leib und See­le For­sche­rin. Au­ßer­dem lehrt sie an der pri­va­ten Jacobs University in Bre­men Bio­lo­gie und Mi­kro­bio­lo­gie und ist Pro­jekt­lei­te­rin am Exzellenzcluster MARUM der Uni­ver­si­tät Bre­men.

Seit 1986 ver­gibt die DFG je­des Jahr den Leib­niz-Preis, die höchst do­tier­te Aus­zeich­nung für For­sche­rin­nen und For­scher in Deutsch­land. „Die Leib­niz-Preis­trä­ge­rin­nen und -Preis­trä­ger sind Kund­schaf­ter der Wis­sen­schaft“, be­tont DFG-Prä­si­dent Klei­ner. „Sie den­ken vor­aus und ge­hen vor­aus, sie wol­len er­fah­ren, was sich hin­ter dem Ho­ri­zont des Wis­sens ver­birgt, und ha­ben den Mut, un­be­kann­tes Ter­rain zu be­tre­ten.“ Ne­ben dem ho­hen Re­nom­mee und ei­nem Preis­geld von 2, 5 Mil­lio­nen Euro er­hal­ten die Trä­ge­rin­nen und Trä­ger das Pri­vi­leg, die­se Sum­me nach ei­ge­nen Vor­stel­lun­gen für ihre wis­sen­schaft­li­chen Ar­bei­ten zu ver­wen­den.

For­schungs­ge­biet von Ant­je Boe­ti­us ist das Meer und die Mi­kro­or­ga­nis­men, die im Mee­res­bo­den le­ben und or­ga­ni­sche Ma­te­rie um­set­zen. Bei die­sen Pro­zes­sen ent­steht un­ter sau­er­stoff­frei­en Be­din­gun­gen Me­than, ein hoch ak­ti­ves Treib­haus­gas, das in rie­si­gen Men­gen im Mee­res­bo­den vor­kommt. Ant­je Boe­ti­us ge­lang es als Ers­te, mit ih­rer For­schung die Pro­zes­se zu ent­schlüs­seln, die ver­hin­dern, dass die­ses Gas in gro­ßen Men­gen in die At­mo­sphä­re ge­langt. Mit be­son­de­ren mi­kro­bio­lo­gi­schen Tech­ni­ken und Fär­be­me­tho­den wie der Fluo­res­zenz-in situ- Hy­bri­di­sie­rung (FISH) konn­te sie die Me­than zeh­ren­den Mi­kro­or­ga­nis­men iden­ti­fi­zie­ren: Eine Le­bens­ge­mein­schaft aus Ar­chae­en und Bak­te­ri­en bil­den den bio­lo­gi­schen Ka­ta­ly­sa­tor, der das Me­than mit Hil­fe von im Meer­was­ser vor­han­de­nem Sul­fat zu un­lös­li­chen Kar­bo­nat in­ak­ti­viert. Die­ser Pro­zess, die so ge­nann­te An­ae­ro­be Oxi­da­ti­on von Me­than (AOM), hat ei­nen nicht zu un­ter­schät­zen­den Ein­fluss auf das glo­ba­le Kli­ma­ge­sche­hen.
Ant­je Boe­ti­us war von der Preis­ver­lei­hung über­rascht, als sie zu­hau­se per E-Mail von der Ent­schei­dung er­fuhr. „Ich freue mich sehr über ei­nen Preis für mi­kro­bi­el­le Öko­lo­gie, hier gibt es so­viel Neu­es zu ent­de­cken, aber da es um nicht sicht­ba­re Kleinst­le­be­we­sen geht, ist die Be­deu­tung der For­schung nicht vie­len klar..“, be­merkt sie. Das Preis­geld wird neu­en Auf­ga­ben der ma­ri­nen Öko­sys­tem­for­schung, be­son­ders der mi­kro­bi­el­len Öko­lo­gie und Tief­see­for­schung zu­gu­te kom­men. Seit ers­ten De­zem­ber ist Frau Boe­ti­us Lei­te­rin ei­ner ge­mein­sa­men Ar­beits­grup­pe des Alfred-Wegener-Instituts für Polar und Meeresforschung und des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie (HGF-MPG Brü­cken­grup­pe für Tief­see­öko­lo­gie und –Tech­no­lo­gie) und wird sich zu­künf­tig ver­mehrt mit dem Wan­del der Öko­sys­te­me im tie­fen Ark­ti­schen Oze­an be­schäf­ti­gen.


Manfred Schlösser

Rück­fra­gen bit­te an

Gruppenleiterin

HGF MPG Brückengruppe für Tiefsee-Ökologie und -Technologie

Prof. Dr. Antje Boetius

MPI für Marine Mikrobiologie
Celsiusstr. 1
D-28359 Bremen

Raum: 

1337

Telefon: 

+49 421 2028-8600

Prof. Dr. Antje Boetius
oder an den Pres­sepre­cher
Lebenslauf:

Prof. Dr. Ant­je Boe­ti­us

Ant­je Boe­ti­us wur­de am 05.03.1967 in Frank­furt am Main ge­bo­ren. Das Stu­di­um der Bio­lo­gie ab­sol­vier­te sie in Ham­burg (1986-1992) und La Jol­la, Ka­li­for­ni­en (Scripps In­sti­tu­ti­on of Ocea­no­gra­phy) (1989-1991) – mit dem Haupt­fach Bio­lo­gi­sche Ozea­no­gra­phie. Ihre Di­plom­ar­beit über Tief­see­bak­te­ri­en führ­te sie für drei Mo­na­te auf ver­schie­de­nen For­schungs­schif­fen in den Pa­zi­fik und den At­lan­tik.

1996 pro­mo­vier­te Ant­je Boe­ti­us an der Uni­ver­si­tät Bre­men über mi­kro­bi­el­le Stoff­um­sät­zen in der Tief­see der Ark­tis. Für ein Post­doc-Pro­jekt sie­del­te Frau Boe­ti­us von 1996 bis 1999 an das In­sti­tut für Ost­see­for­schung in War­ne­mün­de um, hier be­schäf­tig­te sie sich mit der Tief­see des In­di­schen Oze­ans. Mit ih­rem Wech­sel zum Max-Planck-In­sti­tut für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie in Bre­men 1999 ent­deck­te sie die Fas­zi­na­ti­on so ge­nann­ter Cold Seep-Öko­sys­te­me (un­ter­mee­ri­scher Gas-Quel­len) und be­schäf­tigt sich seit­dem mit der Mi­kro­bio­lo­gie des Me­than­um­sat­zes im Meer.

2001 wur­de Ant­je Boe­ti­us As­sis­tant Pro­fes­sor an der neu ge­grün­de­ten In­ter­na­tio­nal Uni­ver­si­ty Bre­men (heu­te Ja­cobs Uni­ver­si­tät Bre­men) so­wie wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin am Al­fred We­ge­ner In­sti­tut im Fach­be­reich Geo­lo­gie. Seit 2001 lei­tet Ant­je Boe­ti­us eine Rei­he von na­tio­na­len und eu­ro­päi­schen Ver­bund­pro­jek­ten zur Bio­geo­che­mie und Mi­kro­bio­lo­gie des Me­thans im Meer. 2003 wur­de sie As­so­cia­te Pro­fes­sor an der Ja­cobs Uni­ver­si­ty Bre­men, so­wie Lei­te­rin der For­schungs­grup­pe „Mi­kro­bi­el­le Ha­bi­ta­te“ am Max-Planck-In­sti­tut für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie. Die For­schungs­schwer­punk­te ih­rer Ar­beits­grup­pe von 25-30 Mit­ar­bei­tern um­fas­sen die Un­ter­su­chung ver­schie­de­ner Tief­see­öko­sys­te­me, Me­than-Bio­geo­che­mie, in situ-Mee­res­tech­no­lo­gie so­wie mi­kro­bi­el­le Bio­di­ver­si­tät.

Ant­je Boe­ti­us ist Mit­glied des wis­sen­schaft­li­chen Bei­rats ver­schie­de­ner in­ter­na­tio­na­ler In­sti­tu­tio­nen (zB IF­RE­MER, CNRS, DI­VER­SI­TAS) so­wie von Pro­gram­men zur Bio­di­ver­si­tät des Oze­ans (Cen­sus of Ma­ri­ne Life: CHESS, ICOMM). Sie ist Edi­tor und Gut­ach­ter für ver­schie­de­ne in­ter­na­tio­na­le Fach­zeit­schrif­ten der Mee­res­for­schung und trägt im Rah­men der In­ter­na­tio­nal Max Planck Re­se­arch School MAR­MIC so­wie der Gra­du­ier­ten­schu­le der Ex­zel­lenz­in­itia­ti­ve „Glo­bal Chan­ge in the Oce­an Re­alm“ auch zur Gra­du­ier­ten­aus­bil­dung bei. Ant­je Boe­ti­us hat an 40 see­ge­hen­den Ex­pe­di­tio­nen teil­ge­nom­men und eine Rei­he von in­ter­na­tio­na­len For­schungs­rei­sen ge­lei­tet, sie und ihre Ar­beits­grup­pe ha­ben sich in den letz­ten Jah­ren auf die Er­for­schung von Tief­see­öko­sys­te­men mit Un­ter­was­serr­o­bo­tern spe­zia­li­siert.
Seit ers­ten De­zem­ber ist Frau Boe­ti­us Lei­te­rin ei­ner ge­mein­sa­men Ar­beits­grup­pe des Al­fred We­ge­ner In­sti­tut für Po­lar und Mee­res­for­schung und des Max-Planck-In­sti­tuts für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie (HGF-MPG Brü­cken­grup­pe für Tief­see­öko­lo­gie und –Tech­no­lo­gie) und wird sich zu­künf­tig ver­mehrt mit den Öko­sys­te­men des tie­fen Ark­ti­schen Oze­ans be­schäf­ti­gen.

Antje Boetius auf hoher See
Auf ho­her See.
AOM
Eine Sym­bio­se aus me­than­fres­sen­den Mi­kro­or­ga­nis­men in­ak­ti­viert das Treib­haus­gas Me­than.
In gas­hy­drat­hal­ti­gen Se­di­men­ten vom Kon­ti­nen­tal­hang vor Ore­gon, USA wur­den die klei­nen Ag­gre­ga­te aus Ar­chae­bak­te­ri­en (rot) und Sul­fat re­du­zie­ren­den Bak­te­ri­en (grün) zu­erst ent­deckt. Die Sym­bio­sen be­ste­hen aus durch­schnitt­lich 100 Ar­chae­bak­te­ri­en, die von ca. 200 Sul­fat­re­du­zie­rern um­wach­sen wer­den. Der Durch­mes­ser der Zell­klum­pen be­trägt durch­schnitt­lich 2-3 Tau­sends­tel Mil­li­me­ter.
Quel­le: Max-Plank-In­sti­tut für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie.
Leib­niz-Preis­trä­ge­rin Prof. Dr. Ant­je Boe­ti­us
(Quel­le: Max-Planck-In­sti­tut für Ma­ri­ne Mi­kro­bio­lo­gie)
Back to Top