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Max-Planck-Forschungsgruppe Pro­tis­ten-Vi­ro­lo­gie

Gruppenleiter

Max-Planck-Forschungsgruppe Pro­tis­ten-Vi­ro­lo­gie

Matthias Fischer

MPI für Marine Mikrobiologie
Celsiusstr. 1
D-28359 Bremen

Telefon: 

+49 421 2028-7038

Matthias Fischer

Seit Januar 2025 besteht die neue Forschungsgruppe Protisten-Virologie an unserem Institut. Unter der Leitung von Dr. Matthias Fischer erkunden die Forschenden die Biologie von Riesenviren und deren Parasiten.

Vi­ren spie­len in der Um­welt eine wich­ti­ge Rol­le: Sie kon­trol­lie­ren die Ge­sund­heit und das Wachs­tum al­ler Or­ga­nis­men, be­ein­flus­sen Nähr­stoff­kreis­läu­fe, ver­schie­ben ge­ne­ti­sche In­for­ma­tio­nen und trei­ben die Evo­lu­ti­on ih­rer Wir­te vor­an. Man fin­det Vi­ren über­all wo sich Le­be­we­sen ver­meh­ren – in Salz- und Süß­was­ser, im Bo­den und in Se­di­men­ten, so­gar die At­mo­sphä­re ent­hält mit Vi­rus­par­ti­keln be­la­de­ne Ae­ro­so­le.

Mit Hil­fe neu­er Tech­no­lo­gi­en, vor al­lem der kos­ten­güns­ti­gen Se­quen­zie­rung von DNA-Mo­le­kü­len, konn­te in den letz­ten Jahr­zehn­ten eine un­vor­stell­ba­re Viel­falt an Vi­ren be­schrie­ben wer­den. Da­durch wis­sen wir, dass ein gro­ßer Teil des ge­ne­ti­schen Re­ser­voirs auf un­se­rem Pla­ne­ten in den Ge­no­men von Vi­ren ge­spei­chert ist. Wie ge­nau sich aber ein­zel­ne Vi­ren an ihre Wir­te an­ge­passt ha­ben und mit ih­rer Um­welt in­ter­agie­ren, bleibt weit­ge­hend un­be­kannt.

Öko­lo­gie und Evo­lu­ti­on von Vi­ren in ein­zel­li­gen Eu­ka­ryo­ten

Hier be­müht sich das Team von Mat­thi­as Fi­scher, Licht ins Dun­kel ei­ner ganz be­stimm­ten Grup­pe von Vi­ren zu brin­gen. Es sind so­ge­nann­te Rie­sen­vi­ren, die auf­grund ih­rer Grö­ße und der Kom­ple­xi­tät ih­rer Ge­no­me durch­aus mit Bak­te­ri­en ver­gleich­bar sind. Die größ­ten von ih­nen sind un­ter ei­nem Licht­mi­kro­skop zu se­hen und ent­hal­ten mehr als tau­send Gene. Bis­her sind erst we­ni­ge Rie­sen­vi­ren im De­tail be­schrie­ben wor­den. Das liegt auch dar­an, dass sie vor al­lem eu­ka­ryo­ti­sche Mi­kro­or­ga­nis­men in­fi­zie­ren. Die­se auch Pro­tis­ten ge­nann­te Or­ga­nis­men­grup­pe ist ein es­sen­ti­el­ler Be­stand­teil von öko­lo­gi­schen Nah­rungs­net­zen, aber im Ge­gen­satz zu Bak­te­ri­en kaum er­forscht.

„Wir su­chen ge­zielt nach neu­en Rie­sen­vi­ren, die wir mit ih­ren Wir­ten im La­bor ver­meh­ren kön­nen, um so ihre In­fek­ti­ons­bio­lo­gie zu un­ter­su­chen“, sagt Fi­scher. „Die Er­kennt­nis­se un­se­rer La­bor­stu­di­en über­tra­gen wir dann auf die na­tür­li­che Um­ge­bung die­ser kom­ple­xen Vi­ren. So ler­nen wir viel über ihre Ver­meh­rungs­stra­te­gi­en, aber auch über ihre öko­lo­gi­sche und evo­lu­tio­nä­re Be­deu­tung.“

Im Rah­men des neu ge­för­der­ten ERC-Pro­jekts „CAP­SO­LU­TI­ON“ wer­den Fi­scher und sein Team die struk­tu­rel­le und ge­no­mi­sche Viel­falt von Rie­sen­vi­ren in nähr­stoff­ar­men Berg­seen un­ter­su­chen. In den nächs­ten fünf Jah­ren wol­len die For­schen­den Pro­tis­ten und ihre Vi­ren in Hoch­ge­birgs­se­en der eu­ro­päi­schen Al­pen auf­spü­ren. Sie wer­den die na­tür­li­chen Ge­mein­schaf­ten die­ser Mi­kro­or­ga­nis­men mit­tels Elek­tro­nen­mi­kro­sko­pie und Omics-Me­tho­den cha­rak­te­ri­sie­ren und neue Vi­rus-Wirt-Sys­te­me in La­bor­kul­tur brin­gen, um spe­zi­el­le Ober­flä­chen­struk­tu­ren von Rie­sen­vi­rus-Par­ti­keln zu un­ter­su­chen.

 

Vi­ro­pha­gen als Zell­ret­ter

Ein wei­te­rer Schwer­punkt der neu­en For­schungs­grup­pe liegt auf Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Rie­sen­vi­ren und klei­ne­ren vi­ra­len Pa­ra­si­ten, auch Vi­ro­pha­gen ge­nannt. Vi­ro­pha­gen ver­meh­ren sich oft auf Kos­ten der Rie­sen­vi­ren im ge­mein­sa­men Wirt, was die Pro­duk­ti­on von neu­en Rie­sen­vi­ren schwächt. Da eine In­fek­ti­on mit Rie­sen­vi­ren meist töd­lich für den Wirt en­det, pro­fi­tiert die Wirts­po­pu­la­ti­on von Vi­ro­pha­gen. So konn­te die Ar­beits­grup­pe um Mat­thi­as Fi­scher zei­gen, dass Vi­ro­pha­gen in der ma­ri­nen Zoo­plank­ton­art Ca­fe­te­ria burk­har­dae als Ab­wehr­sys­tem ge­gen Rie­sen­vi­ren funk­tio­nie­ren.

„Es ist mir ein gro­ßes Pri­vi­leg, dass wir un­se­re For­schung am Max-Planck-In­sti­tut in Bre­men durch­füh­ren kön­nen“, so Fi­scher. „Mit sei­nem kol­le­gia­len Um­feld, der ex­zel­len­ten In­fra­struk­tur und der in­ter­na­tio­na­len At­mo­sphä­re bie­tet das In­sti­tut für uns idea­le Ar­beits­be­din­gun­gen. Ich freue mich sehr auf die Zu­sam­men­ar­beit mit den Bre­mer For­schen­den!“

Mat­thi­as Fi­scher stu­dier­te Bio­che­mie an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth und pro­mo­vier­te in Mi­kro­bio­lo­gie an der Uni­ver­si­ty of Bri­tish Co­lum­bia (Ka­na­da). An­schlie­ßend kehr­te er nach Deutsch­land zu­rück, wo er am Max-Planck-In­sti­tut für Me­di­zi­ni­sche For­schung in Hei­del­berg zu­nächst als Post­dok­to­rand und spä­ter als For­schungs­grup­pen­lei­ter ar­bei­te­te. Er wur­de un­ter an­de­rem mit ei­nem EMBO Post­doc­to­ral Fel­lowship und dem Chi­ca und Heinz Schal­ler For­schungs­preis aus­ge­zeich­net.

Forschungsobjekt
Das Forschungsobjekt: Elektronenmikroskopische Falschfarbenaufnahme eines Riesenvirus-Partikels aus einem Waldboden. (© Ulrike Mersdorf & Matthias Fischer, MPImF)
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