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Schleich­we­ge im ma­ri­nen Stick­stoff­kreis­lauf


Was sich nicht ver­trägt, ar­bei­tet auch nicht zu­sam­men. So zog man auch bei den Mi­kro­or­ga­nis­men die Trenn­li­nie zwi­schen de­nen, die auf Sau­er­stoff an­ge­wie­se­nen sind und ih­ren Vet­tern, für die Sau­er­stoff ab­träg­lich ist.
 
In der April­aus­ga­be der re­nom­mier­ten Pro­cee­dings of the Na­tio­nal Aca­de­my of Sci­en­ces of the USA (PNAS) be­wei­sen Max-Planck-For­scher aus Bre­men zu­sam­men mit ih­ren Kol­le­gen aus Dä­ne­mark und der Schweiz, dass die­se un­ge­wöhn­li­che Zu­sam­men­ar­beit bei der Um­wand­lung von Stick­stoff in den sau­er­stoff­ar­men Schich­ten des Schwar­zen Mee­res wun­der­bar funk­tio­niert (Ab­bil­dung 1). Die­ser neu ent­deck­te Pro­zess setzt zu­sätz­lich Stick­stoff­gas frei und ent­zieht da­mit dem Öko­sys­tem noch mehr des le­bens­wich­ti­gen Dün­gers, als bis­her an­ge­nom­men wur­de.

Al­les Le­ben auf der Erde hängt vom Stick­stoff ab, denn die Zell­be­stand­tei­le wie Pro­te­ine und Nu­kle­in­säu­ren sind Stick­stoff­ver­bin­dun­gen. Aber nicht alle Ver­bin­dun­gen die­ses Ele­ments kön­nen als Bau­stein ge­nutzt wer­den, so be­stimmt im Oze­an nur ein Teil der Stick­stoff­ver­bin­dun­gen die Pro­duk­ti­vi­tät des ge­sam­ten Öko­sys­tems. Die Um­wand­lung ei­ner Ver­bin­dung in eine an­de­re über­neh­men Spe­zia­lis­ten und für je­den die­ser Pro­zes­se gibt es be­stimm­te Mi­kro­or­ga­nis­men.
Stick­stoff kann dem Sys­tem als Gas­ver­bin­dung ent­zo­gen wer­den, denn Gase kön­nen nur von we­ni­gen Or­ga­nis­men ver­ar­bei­tet wer­den.

Wie Stick­stoff in den Kreis­lauf ein­ge­speist wird...
Im Oze­an wird Stick­stoff in Form von Am­mo­ni­um (NH4) haupt­säch­lich durch den Ab­bau or­ga­ni­scher Ver­bin­dun­gen frei ge­setzt. In ei­nem wich­ti­gen Schritt, be­kannt als Ni­tri­fi­zie­rung, wird Am­mo­ni­um an­schlie­ßend in Ni­trit (NO2-) und dann in Ni­trat (NO3-) um­ge­wan­delt. Die­ser Pro­zess ver­braucht Sau­er­stoff und die ver­ant­wort­li­chen Bak­te­ri­en sind lan­ge be­kannt. Vor zwei Jah­ren ent­deck­ten For­scher, dass un­ter La­bor­be­din­gun­gen auch so ge­nann­te Cren­ar­chaea (kei­ne Bak­te­ri­en, son­dern eine an­de­re Klas­se von Mi­kro­or­ga­nis­men, den Ar­chaea) dazu in der Lage sind. Gen­ana­ly­sen von Um­welt­pro­ben zeig­ten, dass die­ser Pro­zess nicht nur un­ter ste­ri­len La­bor­be­din­gun­gen funk­tio­nie­ren soll­te: das für die Ni­tri­fi­zie­rung not­wen­di­ge Gen amoA konn­te bei den Um­welt­stäm­men zwei­fels­frei iden­ti­fi­ziert wer­den. Cren­ar­chaea ma­chen etwa 30% des Pi­co­plank­tons im Oze­an aus, und man ver­mu­tet des­halb, dass sie für die Ni­tri­fi­zie­rung eine be­deu­ten­de­re Rol­le spie­len als Bak­te­ri­en.
In die­ser Stu­die konn­ten die For­scher erst­mals zei­gen, dass Cren­ar­chaea ak­tiv an der Ni­tri­fi­zie­rung be­tei­ligt sind. Das da­für not­wen­di­ge Gen amoA war am ak­tivs­ten in den sau­er­stoff­ar­men Zo­nen des Schwar­zen Mee­res, dort wo auch die höchs­ten Ni­tri­fi­zie­rungs­ra­ten ge­mes­sen wur­den.


... und wie­der ver­schwin­den kann.
Vor ein paar Jah­ren ent­deck­ten For­scher aus dem Max-Planck-In­sti­tut Bre­men den Pro­zess der an­ae­ro­ben Oxi­da­ti­on von Am­mo­ni­um (ANAM­M­OX). Un­ter Sau­er­stoff frei­en Be­din­gun­gen set­zen Anam­m­ox-Bak­te­ri­en Am­mo­ni­um (NH4) di­rekt mit Ni­trit zu gas­for­mi­gem Stick­stoff um. Die­ser Stick­stoff steigt als Gas auf und ver­lässt das Sys­tem. Bis­lang war nicht klar, wo­her das Ni­trit kam. In der jet­zi­gen Stu­die konn­te zwei­fels­frei mit be­son­de­ren Iso­to­pen-Dop­pel-Mar­kie­run­gen ge­zeigt wer­den, dass in der un­te­ren oxi­schen Zone die Cren­ar­chea das Ni­trit lie­fern. Wei­ter un­ten in der sub­oxi­schen Zone über­neh­men die Bak­te­ri­en die Pro­duk­ti­on von Ni­trit, das dann von den Anam­m­ox-Bak­te­ri­en mit Am­mo­ni­um zu gas­för­mi­gem Stick­stoff um­ge­wan­delt wird.





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Abb. 1:

Das Schwar­ze Meer vom Sa­tel­li­ten aus ge­se­hen. Das Schwar­ze Meer ist das größ­te ge­schich­te­te Be­cken. Die obe­re Schicht mit Sau­er­stoff ist klar von der un­te­ren Sau­er­stoff frei­en Schicht ge­trennt. Die­se Schich­tung ver­hin­dert den Trans­port von Nähr­stof­fen von un­ten nach oben. Die tür­kis­far­be­nen Wir­bel sind blü­hen­de Coc­co­li­tho­pho­ren. Die­se ein­zel­li­gen Al­gen nut­zen die re­ge­ne­rier­ten Nähr­stof­fe. Die grü­ne Far­be zeigt Dia­to­meen (ein­zel­li­ge Kie­sel­al­gen) und Di­n­of­la­gel­la­ten (mit Gei­ßeln ver­se­hen­de Al­gen) an, die nur in Fluss­mün­dun­gen in gro­ßer Zahl auf­tre­ten.
Quel­le:Sea­WiFS Pro­ject, NASA/​God­dard Space Flight Cen­ter, and OR­BI­MAGE.
Abb. 2. Ein ver­ein­fach­tes Sche­ma des Stick­stoff­kreis­laufs.
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