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Sintflut
Bohrkerne aus dem Schwarzen Meer belegen Überschwemmung vor über 100 000 Jahren
Ein möglicher Schauplatz der biblischen Sintflut war das Schwarze Meer. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass sich vor etwa 8.000 Jahren vermutlich mächtige aus dem Mittelmeer kommende Salzwasserfluten in das damals tiefer gelegene Binnengewässer ergossen. Ein Team von Wissenschaftlern um den Bremer Max-Planck-Forscher Christian Borowski und seinem Kollegen Helge Arz vom Geoforschungszentrum Potsdam zeigte jetzt zum ersten Mal, dass es dort bereits vor ca. 130 000 Jahren schon einmal zu einer Überschwemmung gekommen sein muss.
Während der letzten Eiszeit in der Zeit vor etwa 115.000 bis 10.000 Jahren war das bis zu 2200 Meter tiefe Schwarze Meer ein großer Süßwassersee und durch den damals trocken gefallenen Bosporus vom Mittelmeer getrennt. Erst mit dem Abschmelzen der mächtigen polaren Eiskappen und dem Anstieg des weltweiten Meeresspiegels konnte sich vor etwa 8.000 Jahren das Mittelmeer über den Bosporus in das damals etwa 100 Meter tiefer liegende Schwarze Meer ergießen. Die Überflutung weit besiedelter Küstengebiete könnte somit Schauplatz der biblischen Sintflut gewesen sein.
Beeindruckend ist der damit einher gehende Wechsel von einem Süßwassersee in ein stark geschichtetes salziges Meer, in dem heute mit Ausnahme der obersten 150 Meter lebensfeindliche Verhältnisse herrschen. Unterhalb dieser Zone gibt es keinen gelösten Sauerstoff mehr, weil der Abbau abgestorbener organischer Materie im Laufe der vergangenen Jahrtausende sämtliche Sauerstoffvorräte aufzehrte. Höheres Leben ist in den unteren Schichten deshalb nicht möglich. In dem rhythmischen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten während der letzten Jahrhunderttausende muss es wiederholt Phasen gegeben haben, in denen durch die Meeresspiegelhochstände während der Warmzeiten das Schwarze Meer über den Bosporus mit dem Mittelmeer verbunden war.
Im Mai 2007 hat eine Gruppe von Meeresforschern an Bord des deutschen Forschungsschiffs Meteor unter Leitung von Christian Borowski vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen, handfeste Beweise dafür entdeckt. Bei dieser Expedition entdeckten die Forscher bis zu 150 000 Jahre alte Ablagerungen unbeschädigt und in ihrer kompletten Abfolge. Frühere Expeditionen waren diesbezüglich ohne Erfolg, denn in weiten Teilen dieses Binnenmeers sind diese Abfolgen durch übliche Bohrverfahren nicht erreichbar. In den neuen Bohrkernen hebt sich dieser ältere Salzwassereinfluss von vor über 100 000 Jahren deutlich von den eher homogenen grau-braunen Süßwasser-Ablagerungen ab: Dunkle massige Lagen organischen Materials – ein so genannter Sapropel – wechseln sich mit fein geschichteten hellen Lagen ab, die aus marinen Kalkalgenskeletten bestehen.
„Ein wahrer Glücksfall, dass wir mit unserer Expedition eine geeignete Stelle gefunden haben, an der die natürliche Sedimentabfolge ungestört erhalten geblieben ist“, sagt Meeresgeologe Helge Arz vom GeoForschungsZentrum Potsdam, „denn seit vielen Jahren ist unsere Suche nach diesem Beweis ohne Erfolg gewesen“.
Ein Ziel der Meteor-Expedition M72/5 war es, Daten über die jüngere Geschichte dieses Binnenmeeres und des Klimas der angrenzenden Landmassen zu gewinnen. „Faszinierend an den neuen Bohrkernen ist, dass man damit die jüngere Geschichte des Schwarzen Meers lückenlos verfolgen kann. Noch wissen wir nicht, ob die Salzwassereinströme mit sintflutartigen Überschwemmungen einhergingen oder sich vielleicht langsam über mehrere tausend Jahre erstreckten. Unsere Daten belegen aber, dass das Naturschauspiel der Überflutung mit Meerwasser wiederholt stattgefunden hat“, betont Christian Borowski.
Rückfragen an
Dr. Christian Borowski (Fahrtleiter der Meteor-Ausfahrt)
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie
+49 (0)421 2028 649
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www.mpi-bremen.de
Dr. Helge Arz
GeoForschungsZentrum Potsdam
+49 (0)331 288 1399
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www.gfz-potsdam.de/
Pressesprecher des Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie
Dr. Manfred Schlösser
+49 (0)421 2028704
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Weitere Weblinks
Über die Sintflut (Scientific American)
www.pbs.org/saf/1207/features/noah.htm
Leitstelle METEOR an der Universität Hamburg
www.ifm.uni-hamburg.de/leitstelle/
Beeindruckend ist der damit einher gehende Wechsel von einem Süßwassersee in ein stark geschichtetes salziges Meer, in dem heute mit Ausnahme der obersten 150 Meter lebensfeindliche Verhältnisse herrschen. Unterhalb dieser Zone gibt es keinen gelösten Sauerstoff mehr, weil der Abbau abgestorbener organischer Materie im Laufe der vergangenen Jahrtausende sämtliche Sauerstoffvorräte aufzehrte. Höheres Leben ist in den unteren Schichten deshalb nicht möglich. In dem rhythmischen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten während der letzten Jahrhunderttausende muss es wiederholt Phasen gegeben haben, in denen durch die Meeresspiegelhochstände während der Warmzeiten das Schwarze Meer über den Bosporus mit dem Mittelmeer verbunden war.
Im Mai 2007 hat eine Gruppe von Meeresforschern an Bord des deutschen Forschungsschiffs Meteor unter Leitung von Christian Borowski vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen, handfeste Beweise dafür entdeckt. Bei dieser Expedition entdeckten die Forscher bis zu 150 000 Jahre alte Ablagerungen unbeschädigt und in ihrer kompletten Abfolge. Frühere Expeditionen waren diesbezüglich ohne Erfolg, denn in weiten Teilen dieses Binnenmeers sind diese Abfolgen durch übliche Bohrverfahren nicht erreichbar. In den neuen Bohrkernen hebt sich dieser ältere Salzwassereinfluss von vor über 100 000 Jahren deutlich von den eher homogenen grau-braunen Süßwasser-Ablagerungen ab: Dunkle massige Lagen organischen Materials – ein so genannter Sapropel – wechseln sich mit fein geschichteten hellen Lagen ab, die aus marinen Kalkalgenskeletten bestehen.
„Ein wahrer Glücksfall, dass wir mit unserer Expedition eine geeignete Stelle gefunden haben, an der die natürliche Sedimentabfolge ungestört erhalten geblieben ist“, sagt Meeresgeologe Helge Arz vom GeoForschungsZentrum Potsdam, „denn seit vielen Jahren ist unsere Suche nach diesem Beweis ohne Erfolg gewesen“.
Ein Ziel der Meteor-Expedition M72/5 war es, Daten über die jüngere Geschichte dieses Binnenmeeres und des Klimas der angrenzenden Landmassen zu gewinnen. „Faszinierend an den neuen Bohrkernen ist, dass man damit die jüngere Geschichte des Schwarzen Meers lückenlos verfolgen kann. Noch wissen wir nicht, ob die Salzwassereinströme mit sintflutartigen Überschwemmungen einhergingen oder sich vielleicht langsam über mehrere tausend Jahre erstreckten. Unsere Daten belegen aber, dass das Naturschauspiel der Überflutung mit Meerwasser wiederholt stattgefunden hat“, betont Christian Borowski.
Rückfragen an
Dr. Christian Borowski (Fahrtleiter der Meteor-Ausfahrt)
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie
+49 (0)421 2028 649
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www.mpi-bremen.de
Dr. Helge Arz
GeoForschungsZentrum Potsdam
+49 (0)331 288 1399
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www.gfz-potsdam.de/
Pressesprecher des Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie
Dr. Manfred Schlösser
+49 (0)421 2028704
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Weitere Weblinks
Über die Sintflut (Scientific American)
www.pbs.org/saf/1207/features/noah.htm
Leitstelle METEOR an der Universität Hamburg
www.ifm.uni-hamburg.de/leitstelle/
Beteiligte Institute
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen
GeoForschungsZentrum (GFZ) Potsdam
Forschungszentrum Ozeanränder (RCOM), Universität Bremen
Institut für Chemie und Biologie des Meeres in Oldenburg (ICBM)
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover
Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
Ludwig-Maximilian-Universität (LMU), München
University of California, Riverside (UCR), USA
National Institute of Marine Geology and GeoEcology (GeoEcoMar), Constanta, Rumänien
Institute of Biology of the Southern Seas, Sevastopol, Ukraine
Türkiye Petrolleri Anonim Ortakligi, Ankara, Türkei
Weblinks
Leitstelle METEOR an der Universität Hamburg
www.ifm.uni-hamburg.de/leitstelle/
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie in Bremen
GeoForschungsZentrum (GFZ) Potsdam
Forschungszentrum Ozeanränder (RCOM), Universität Bremen
Institut für Chemie und Biologie des Meeres in Oldenburg (ICBM)
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover
Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
Ludwig-Maximilian-Universität (LMU), München
University of California, Riverside (UCR), USA
National Institute of Marine Geology and GeoEcology (GeoEcoMar), Constanta, Rumänien
Institute of Biology of the Southern Seas, Sevastopol, Ukraine
Türkiye Petrolleri Anonim Ortakligi, Ankara, Türkei
Weblinks
Leitstelle METEOR an der Universität Hamburg
www.ifm.uni-hamburg.de/leitstelle/
Satellitenaufnahme der Region des Schwarzen Meers und des östlichen Mittelmeers.
(Quelle: NOAA, Einfügungen MPI Bremen)
(Quelle: NOAA, Einfügungen MPI Bremen)
Die Auswertung der Bohrkerne ergab, dass es bereits vor ca. 130 000 bis 80 000 Jahren zu einer Überschwemmung durch salziges Meerwasser kam (Marine Phase). Aufgetragen ist der Meeresspiegel im Verlauf von 200 000 Jahren.
Ein deutsches Forscherteam hat die Schwarzmeersedimente von Bord des Forschungsschiffs METEOR untersucht, indem Sedimentkerne von bis zu 10 Metern Länge mit einem Schwerlot geborgen wurden. Aus der vertikalen Abfolge der Sedimentablagerungen lässt sich heute die klimatologische Geschichte der Schwarzmeerregion ablesen: Während der Kaltzeiten ist der weltweite Meeresspiegel niedrig und das Schwarze Meer ein abgeschlossener Süßwassersee. Steigt der Meeresspiegel mit dem Schmelzen der Polkappen bis über die Bosporus-Schwelle an, strömt salziges Meerwasser ein, das sich aufgrund des hohen Dichteunterschieds unter das salzarme Oberflächenwasser schichtet. Im salzreichen Tiefenwassser wird der Sauerstoff durch natürliche Zehrung verbraucht, kann aber wegen der stabilen Wasserschichtung nicht aus der Atmosphäre nachgeliefert werden. Dadurch stellt sich im Tiefenwasser ein Sauerstoff freies Milieu ein, in dem "anaerober" Faulschlamm, der sogenannte "Sapropel", abgelagert wird. Marine Phasen mit Salzwassereintrag während der Warmzeiten wechseln sich mit den Süßwasserphasen (limnische Phasen) der Eiszeiten ab. Die grün-braunen Sapropele unterscheiden sich deutlich von den überwiegend hellgrauen limnischen Sedimentablagerungen. Verschiedenfarbige Bänderungen innerhalb des Sapropels lassen kurzzeitige Schwankungen der damaligen Klima- und Ablagerungsbedingungen erkennen. Man erkennt zwei marine Phasen mit Sapropel I und Sapropel II. Rechts ist der ältere Sapropel II in der Vergrößerung zu sehen.