Se­kun­där-Io­nen-Mas­sen­spek­tro­me­ter (Na­no­SIMS)

NanoSIMS (© Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie/ A. Esken)
Groß und gut: das NanoSIMS (© Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie/ A. Esken)

Was kann das Na­no­SIMS?

Na­no­SIMS steht für „Na­no­s­ca­le Se­con­da­ry Ion Mass Spec­tro­me­ter“. Es ist ein Mas­sen­spek­tro­me­ter mit ei­ner be­son­de­ren Op­tik, die eine enor­me räum­li­che Auf­lö­sung schafft: Wir kön­nen da­mit Din­ge be­ob­ach­ten, die 50 Na­no­me­ter win­zig sind – also ein Zwan­zigs­tel ei­nes Mil­li­ons­tel Me­ters. Zum Bei­spiel un­ter­su­chen wir so die Struk­tu­ren und Vor­gän­ge in ei­ner ein­zel­nen Zel­le, se­hen ihr qua­si beim Ar­bei­ten zu. Das ist na­he­zu ein­ma­lig: Welt­weit gibt es nur etwa 50 sol­cher Ge­rä­te. Un­se­res war ei­nes der ers­ten, die zur Be­ant­wor­tung mi­kro­bio­lo­gi­scher Fra­ge­stel­lun­gen ge­nutzt wur­de.

Am MPI Bre­men wird das Na­no­SIMS vor al­lem für die Ele­ment- und Iso­to­pen­ana­ly­se von mi­kro­bio­lo­gi­schen Pro­ben aus un­ter­schied­li­chen Be­rei­chen der Um­welt ver­wen­det. Mit die­ser Me­tho­de ist es mög­lich, den Stoff­wech­sel von Mi­kro­ben zu ana­ly­sie­ren. Da­bei wer­den ver­schie­de­ne che­mi­sche Ele­men­te wie Koh­len­stoff oder Stick­stoff – bei­des wich­ti­ge Nähr­stof­fe für Mi­kro­or­ga­nis­men – iso­to­pisch mar­kiert. Die­se schwe­ren Nähr­stof­fe wer­den dann von den Mi­kro­ben auf­ge­nom­men und in ih­ren Zel­len an­ge­rei­chert. Mit dem Na­no­SIMS kön­nen die­se Iso­to­pen-An­rei­che­run­gen ge­nau ge­mes­sen wer­den, was Aus­sa­gen über die Stoff­wech­sel-Ak­ti­vi­tät der ein­zel­nen Zel­len er­mög­licht.

Die un­ter­schied­li­chen Mi­kro­ben­ar­ten kön­nen vor der Na­no­SIMS-Ana­ly­se mit ver­schie­de­nen Me­tho­den, wie zum Bei­spiel CARD-FISH iden­ti­fi­ziert wer­den. Die­se In­for­ma­ti­on er­lau­ben eine Ver­knüp­fung von Iden­ti­tät mit Ak­ti­vi­tät und es kön­nen dann Aus­sa­gen über die Rol­le der un­ter­schied­li­chen Mi­kro­or­ga­nis­men in ver­schie­de­nen Öko­sys­te­men ge­trof­fen wer­den.

Wie funk­tio­niert das Na­no­SIMS?

NanoSIMS (© Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie/ A. Esken)
NanoSIMS (© Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie/ A. Esken)

Se­kun­dä­rio­nen-Mas­sen­spek­tro­me­ter wie das Na­no­SIMS bei uns am In­sti­tut, ver­wen­den ei­nen feinst fo­kus­sier­ten Pri­mär-Io­nen­strahl, in un­se­rem Fall be­ste­hend aus Cä­si­um- oder Sau­er­stoff-Io­nen, um ei­nen klei­nen Teil der Pro­ben­ober­flä­che ab­zu­tra­gen und zu io­ni­sie­ren. Da­bei kann der pri­mä­re Io­nen­strahl auf ei­nen sehr klei­nen Punkt fo­kus­siert wer­den, bis zu ei­ner Strahl­grös­se zwi­schen 50 und 150 Na­no­me­ter.

Da­nach wer­den die durch den Pri­mär-Io­nen­strahl ge­bil­de­ten Se­kun­där-Io­nen in ein Mas­sen­spek­tro­me­ter ein­ge­lei­tet und ent­spre­chend der Mas­se auf­ge­trennt. Die hohe Mas­sen­auf­lö­sung des Mas­sen­ana­ly­sa­tors er­mög­licht die Tren­nung von In­ter­fe­ren­zen (Über­la­ge­run­gen) von un­ter­schied­li­chen Io­nen, die die glei­che Mas­se ha­ben. Zum Bei­spiel be­fin­det sich bei Mas­se 32, wo wir das 32i­ger Iso­top von Schwe­fel (32S) mes­sen, auch das 16O2 Mo­le­kül. Die­se kön­nen von un­se­rem Na­no­SIMS un­ter­schie­den wer­den. Im Mul­ti­kol­lek­tor kön­nen dann die­se ein­zel­nen Io­nen ge­zählt wer­den. Durch die sehr hohe Emp­find­lich­keit des In­stru­ments kön­nen sehr klei­ne Pro­ben­men­gen ana­ly­siert wer­den. Die Häu­fig­keit der ein­zel­nen Io­nen, die bei den ver­schie­de­nen De­tek­to­ren an­kom­men, kön­nen dann in Io­nen- und Mas­sen-Ver­tei­lungs­bil­dern vi­sua­li­siert wer­den.

Die Aus­stat­tung des Na­no­SIMS

Das MPI in Bre­men ist mit ei­nem Na­no­SIMS 50L von CA­ME­CA aus­ge­rüs­tet. Da­bei han­delt es sich um ein Se­kun­dä­rio­nen-Mas­sen­spek­tro­me­ter (SIMS), das für hohe la­te­ra­le Auf­lö­sung im Be­reich von 50 bis 150 Na­no­me­tern (nano) op­ti­miert ist. Aus­ge­stat­tet ist es mit zwei ver­schie­de­nen Io­nen­quel­len zur Pri­mär­strahl­er­zeu­gung. Zur Mes­sung von ne­ga­tiv ge­la­de­nen Se­kun­där-Io­nen, wie Koh­len­stoff, Stick­stoff, Schwe­fel und Phos­phor, be­nut­zen wir eine Cä­si­um-Io­nen­quel­le.

Zu­sätz­lich ist un­ser In­stru­ment mit ei­ner Ra­dio­fre­quenz-Plas­ma-Sau­er­stoff-Io­nen­quel­le zur Mes­sung von po­si­tiv ge­la­de­nen Se­kun­dä­rio­nen aus­ge­rüs­tet. Ein Mul­ti­kol­lek­tor mit sie­ben De­tek­to­ren dient der De­tek­ti­on der Se­kun­dä­rio­nen. Jede De­tek­tor­po­si­ti­on ist mit ei­nem Fa­ra­day-De­tek­tor und ei­nem Elek­tro­nen­mul­ti­plier aus­ge­rüs­tet.

Das Na­no­SIMS im Ein­satz

Laser Microdissection Microscope
LMD-Markierung auf einem Polycarbonatfilter. Der Laser wird verwendet, um die interessanten Bereiche auf einer Probe vor der NanoSIMS-Analyse zu markieren.

Vorbereitung einer Probe mit dem LMD

Be­vor eine Ana­ly­se mit dem Na­no­SIMS durch­ge­führt wer­den kann, müs­sen die Be­rei­che mar­kiert wer­den, in de­nen sich die Zel­len be­fin­den, die ana­ly­siert wer­den sol­len. Dies wird mit ei­nem La­ser-Dis­sek­ti­ons­mi­kro­skop (Lei­ca LMD 6500) ge­macht. Die­se Mar­kie­run­gen Kenn­zeich­nen er­leich­tern die Ori­en­tie­rung wäh­rend der Ana­ly­se mit dem Na­no­SIMS. 

Das La­ser-Dis­sek­ti­ons­mi­kro­skop ist mit ver­schie­de­nen Ob­jek­ti­ven (10x - 63x) und Licht­fil­tern (z.B. DAPI, Cy3, Cy5, Al­ex­a594) aus­ge­stat­tet, um ein­zel­ne Zel­len zu iden­ti­fi­zie­ren, mar­kie­ren, oder auch aus­zu­schnei­den. Da­bei wird ein UV-La­ser (Wel­len­län­ge: 355 nm, Puls­fre­quenz: 80 Hz, Puls­län­ge: <4 ns, avg. Pul­s­ener­gie 70 μJ) ver­wen­det. Bil­der von mar­kier­ten Be­rei­chen wer­den mit ei­ner CC7000 Farb­ka­me­ra auf­ge­nom­men.

Nitrospinae
Nitrospinae Einzelzelle 15N-Assimilation aus Ammonium, Harnstoff, Cyanat und Nitrit gemessen mit dem NanoSIMS.
a) Repräsentative CARD-FISH-Bilder von Nitrospinae (grün, gefärbt mit Sonde Ntspn759) und anderen Zellen (blau, gefärbt mit DAPI).
b) Entsprechendes NanoSIMS-Bild von 15N at% Anreicherung nach Zugabe von 15N-Ammonium, Harnstoff, Cyanat oder Nitrit. Nitrospinae sind durch weiße Umrisse gekennzeichnet. Der Maßstabsbalken ist in allen Bildern 1μm.

Einblick in die Lebensstrategien von zwei Gruppen nitrifizierender Mikroorganismen

Ni­tri­fi­ka­ti­on ist die Um­wand­lung der Stick­stoff­ver­bin­dung Am­mo­ni­ak erst in Ni­trit und dann in Ni­trat. Den ers­ten Schritt die­ser zwei­ge­teil­ten Um­wand­lung im Meer füh­ren Am­mo­ni­ak oxi­die­ren­de Ar­chae­en aus. Sie ver­ar­bei­ten das Am­mo­ni­um zu Ni­trit. Den zwei­ten Teil, die Ver­wand­lung von Ni­trit zu Ni­trat, über­neh­men Ni­trit-oxi­die­ren­de Bak­te­ri­en, vor al­lem Ni­tro­s­pi­nae. Al­ler­dings gibt es von die­sen Bak­te­ri­en zehn Mal we­ni­ger als von den Am­mo­ni­ak-oxi­die­ren­den Ar­chae­en. 

Um die­sen Un­ter­schied in der Häu­fig­keit zu er­klä­ren, un­ter­such­ten For­schen­de des MPI Bre­men die Bio­mas­se der Mi­kro­or­ga­nis­men so­wie die Wachs­tums­ra­ten und Ak­ti­vi­tät ein­zel­ner Zel­len un­ter an­de­rem mit dem Na­no­SIMS. Sie konn­ten zei­gen, dass die Ni­tro­s­pi­nae deut­lich ak­ti­ver sind und sehr viel schnel­ler wach­sen als die Am­mo­ni­ak-oxi­die­ren­den Ar­chae­en. Ni­tro­s­pi­nae sind so­mit deut­lich ef­fi­zi­en­ter als die Ar­chae­en. 

Gleich­zei­tig un­ter­such­ten die For­schen­den mit dem Na­no­SIMS, wel­che Stick­stoff­ver­bin­dun­gen die Part­ner Am­mo­ni­ak-oxi­die­ren­de Ar­chae­en und Ni­tro­s­pi­nae für ihr Zell­wachs­tum nut­zen. Sie stell­ten fest: Wäh­rend die Ar­chae­en fast aus­schließ­lich Am­mo­ni­um ver­wen­den, nut­zen Ni­tro­s­pi­nae vor al­lem or­ga­ni­schen Stick­stoff, in Form von Harn­stoff und Cya­nat. 

Wei­te­re De­tails zum The­ma gibt es in der Pres­se­mel­dung: "Rätsel um Recycling-Truppe im Meer gelöst

Die da­zu­ge­hö­ri­ge Pu­bli­ka­ti­on in Na­tu­re Com­mu­ni­ca­ti­ons ist hier zu fin­den:

DOI: 10.1038/s41467-020-14542-3

Einzelzell Aufnahme mit dem NanoSIMS. C Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie,
Einzelzell-Abbildungen von Cyanobakterienfilamenten, die während der Cyanobakterienblüte im Jahr 2015 gesammelt wurden. CO2- (13C/12C) und N2- (15N/14N) Fixierung und DIP (33S/32S) -Aufnahme gemessen mit NanoSIMS für Nodularia, Dolichospermum und Aphanizomenon. Die zelluläre P-Verteilung ist als 31P/12C-Verhältnis gezeigt. Weiße Umrisse zeigen die Cyanobakterienzellen an. NA = natürliche Zusammensetzung. Maßstabsbalken sind 5 µm für alle NanoSIMS-Bilder. Dolichospermum-Bilder wurden größenangepasst, um die relativen Größenverhältnisse zwischen den verschiedenen Cyanobakterien zu erhalten. Aus Stilgründen wurden diese Bilder mit schwarzen Balken eingerahmt.

Visualisierung der Phosphor-Aufnahme bei verschiedenen Cyanobakterien aus der Ostsee

Phos­phor ist ein es­sen­zi­el­les Ele­ment für die Zell­phy­sio­lo­gie von Mi­kro­ben. Es war uns mög­lich eine Me­tho­de ba­sie­rend auf Na­no­SIMS-Ana­ly­tik zu ent­wi­ckeln, wel­che die Quan­ti­fi­zie­rung der Phos­phor-Auf­nah­me ein­zel­ner Zel­len in Kom­bi­na­ti­on mit zel­lu­lä­rer CO2- und N2-Fi­xie­rung er­laubt. Über die Auf­nah­me von 33P in die Zell­struk­tur und dem ra­dio­ak­ti­ven Zer­fall von 32P zu 32S kann über die Ver­än­de­rung des 32S/33S-Ver­hält­nis­ses die an­or­ga­ni­sche Phos­phor-Auf­nah­me in den Zel­len vi­sua­li­siert und ge­mes­sen wer­den.

Da­mit konn­te auch der un­ter­schied­li­che Ein­fluss von Phos­phor auf das Wachs­tum von ver­schie­de­nen Cya­no­bak­te­ri­en-Ar­ten in der Ost­see dar­ge­stellt wer­den. Es konn­te da­bei ge­zeigt wer­den, dass die Phos­phat­ver­füg­bar­keit in der Ost­see eine kri­ti­sche Rol­le bei der Ent­ste­hung von No­du­la­ria-Blü­ten ("HAB"-schäd­li­che Al­gen­blü­ten) spie­len kann.

Die da­zu­ge­hö­ri­ge Pu­bli­ka­ti­on in Sci­en­ti­fic Re­ports ist hier zu fin­den: https://www.nature.com/articles/s41598-018-35310-w

Übersicht der Forschungsprojekte aus der Ab­tei­lung Bio­geo­che­mie, in de­nen das Na­no­SIMS re­gel­mä­ßig an­ge­wen­det wird:

Forschungsprojekte Abteilung Biogeochemie

Nut­zer

Das Na­no­SIMS wird vor­wie­gend von Mit­glie­dern der Abteilung Biogeochemie ver­wen­det, aber auch an­de­re For­schen­de des In­sti­tuts nut­zen das Ge­rät. Au­ßer­dem wird das Na­no­SIMS auch von ex­ter­nen Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­lern in ge­mein­sa­men Pro­jek­ten ge­nutzt. Bei In­ter­es­se wen­den Sie sich bit­te an un­ten­ste­hen­de Kon­tak­te.

Kon­takt

Wissenschaftler/in

Forschungsgruppe Biogeochemie

Sten Littmann

MPI for Marine Microbiology
Celsiusstr. 1
D-28359 Bremen
Germany

Raum: 

3136

Telefon: 

+49 421 2028-6720

Sten Littmann

Technikerin

Forschungsgruppe Biogeochemie

Daniela Tienken

MPI for Marine Microbiology
Celsiusstr. 1
D-28359 Bremen
Germany

Raum: 

3131

Telefon: 

+49 421 2028-6402

Daniela Tienken
 
 
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